ich bin mit meinen 50 Jahren inzwischen zur Rattensammlerin
geworden und lebe zur Zeit allein mit 19 Ratzen zusammen. Noch vor einem Jahr
war es für mich außergewöhnlich, wenn ich hörte, daß
jemand sooo viele Ratten hat. (Wie kann man bloß? Damals hatte ich 6 Rattenmädchen)
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...was mir gefällt
Sonne, Sand und Meer, Reisen, Nadelbäume,Waldspaziergänge,
Faulenzen, Schnorcheln, Kohlrouladen, Vollwertkost, Bildnerisches Gestalten,
Lesen, Radfahren, Rattenfotos ansehen, Rattenfotos schießen, Hunde,
Ratten, Schweine, Kühe, Gänse.
...worauf ich gut verzichten kann
Schietwetter, Hausputz, mit Lineal angelegte Rasenflächen
in Kleingärten, Gartenzwerge, Knäckebrot, Opern, sich in den
Vordergrund drängende Personen, dienstliche Besprechungen, zugeparkte
Fahrradwege, Schlangen und Regenwürmer.
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Wie ich auf die Ratte(n) kam, oder ... Ode an
Rüssel:
Auf die "Ratte" als Heimtier bin ich vor 8 Jahren
durch meinen damals jugendlichen Sohn gekommen. Er hatte einen Ratterich
aufgenommen, der von einem Jungen auf einem Bauernmarkt spontan gekauft
wurde. Leider waren seine Eltern entsetzt und er durfte das Tier nicht
behalten.
Ich hatte keine Vorurteile gegen eine Ratte, machte jedoch
zur Bedingung, daß das Tier nicht frei in der Wohnung herumläuft,
da gerade neu renoviert worden war. - Und dann zog Johnny Rüssel
bei uns ein. Mein Gott, der hatte ja richtige kleine Hände, eine
kleine Rüsselnase und war unheimlich bezaubernd und liebenswert.
Er war eine ganz besondere Ratte! Ich war unheimlich fasziniert von dem
kleinen Kerl und natürlich blieb sein Käfig offen (der war ja
auch viel zu klein), er hatte das ganze Schreibtischelement des Jugendzimmers
für sich. Nach kurzer Zeit lief er selbstverständlich auch frei
in der ganzen Wohnung herum. Sein erstes Ziel war immer der Papierkorb.
Er brachte ihn durch einen gezielten Sprung zu Fall und wühlte erst
einmal alles nach etwas Interessantem durch. Er kam dann aber schon nach
kurzer Zeit auf den Schoß und wollte am liebsten stundenlang gestreichelt
werden.
Wenn es bei uns Obstsalat gab, hatte "Rüssel"
unheimlichen Spaß daran, sich etwas aus der Schüssel zu stibitzen,
damit wegzulaufen und nach dem Verzehr das nächste Stück zu
holen. Er ging freundlich und ohne Argwohn auf jeden fremden Menschen
zu. Man konnte ihn sogar draußen auf der Wiese laufen lassen, auf
Zuruf kam er sofort wieder angeflitzt. Er lief einem sowieso dauernd hinterher.
Man kann sagen, er war eigentlich fast wie ein kleiner Hund. Und seine
Intelligenz bewies er uns, indem er sich von meinen Kräutertöpfen
auf der Fensterbank bediente. Ich dachte, oh, ihm schmeckt sogar Thymian,
Oregano & Co., aber dann bemerkte ich grüne Stellen in seinem
Fell und beobachtete ihn genauer. Er zupfte sich die Kräuter ab,
zerkaute sie und platzierte den Brei danach gezielt auf seine verkrusteten
Hautstellen. Er hat sich also selbst therapiert.
Als Johnny Rüssel 1 1/4 Jahre alt war fraß
er plötzlich sein Körnerfutter nicht mehr. Er machte auch komische
Töne, die sich fast wie Entengeschnatter anhörten. Ich merkte
bald, daß er überhaupt keine harte Nahrung mehr knabbern wollte
oder konnte. Ich habe ihm 5-Kornflocken gekauft, im Mörser zu Mehl
zerstoßen, mit Wasser und Joghurt oder Obstbrei angerührt und
es ihn löffelweise auflecken lassen. Auf diese Weise konnte ich ihn
noch 3 Monate durchbringen, bis er dann immer häufiger Atemprobleme
bekam und es ihm eines Tages nicht wieder besser ging und er nicht mehr
weiterleben konnte. Ich habe ihn sehr vermißt und es hat dann 6
Monate gedauert, bis ich wieder so weit war, rattige Kumpel (diesmal 2
Weibchen) bei uns aufzunehmen. - Und inzwischen kann ich es mir überhaupt
nicht mehr vorstellen, jemals wieder ohne Rattengesellschaft zu sein.
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Rüssel am Kräutertopf
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Rüssel auf dem Balkon
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